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Paprika aus der Türkei. Teil 3: Der Anbau

Axel Böhme (Elbtal) 18.11.2005
4 Kommentare

In den ersten beiden Einträgen über türkische Paprika habe ich vom ersten Tag meines Besuchs im Verarbeitungswerk unseres Lieferanten berichtet. Zu einem umfassenden Bild über Paprika gehört aber auch der Anbau.

Dazu fahren wir – der Leiter der Agrarabteilung, eine Frau aus der Verkaufsabteilung zum Übersetzen und ich – ins Anbaugebiet. Das Anbaugebiet liegt ca. 50 km vom Verarbeitungswerk entfernt, auf dem Weg Richtung Izmir. Nicht ideal, denn um die Paprika so frisch wie möglich zu verarbeiten, sollten die Entfernungen möglichst kurz sein.

Das Anbaugebiet liegt rund um Yesilova, einem Ort in dem ca. 1000 Familien wohnen. 50 Landwirte bauen für unseren Lieferanten Paprika unter Vertrag an. Insgesamt kommen so ca. 50 ha zusammen. Ein Anbauberater vor Ort organisiert die Produktion. Er führt auch die Aufzeichnungen über jedes Feld. Mit diesen Aufzeichnungen in der Hand suchen wir stichprobenweise einige Felder auf und sprechen mit den Landwirten.

Ausgepflanzt werden die Paprika im Mai, ca. 60’000 Pflanzen / ha. 2 Monate lang wurden sie vorher, unter Folie geschützt aus Samen herangezogen. Angebaut werden rote und gelbe Sorten. Um grüne Paprika zu erhalten, werden die Paprika geerntet, bevor sie anfangen beim Abreifen sich zu verfärben.

Jedes Feld wird 3-4 mal geerntet, im Abstand von ca. 10 Tagen. Je Hektar (ein Hektar hat etwa die Größe von 1,2 Fußballfeldern) werden 30-40 t Paprika geerntet.

Bild 1: Paprikaernte

In den Aufzeichnungen des Anbauberaters ist jedes Feld benannt, seine Größe aufgeführt und der Landwirt, der es bewirtschaftet. Die einzelnen Schritte der Bodenbearbeitung sind mit Datum ebenso festgehalten wie die Sorte und der Auspflanzzeitpunkt und alle Betriebsmittel, die ausgebracht wurden, mit Datum und Menge.

Art und Umfang entsprechen weitgehend unseren Vorstellungen – nur an einigen Stellen würden wir es gerne etwas genauer haben. Solche Aufzeichnungen sind wichtig, um nachweisen zu können, dass alle Bearbeitungsmaßnahmen nach Grundsätzen guter landwirtschaftlicher Praxis durchgeführt wurden.

Gut gefällt mir die Bewässerung mit einem Tröpfchenbewässerungssystem. Damit kann im Gegensatz zu Beregnungsanlagen das Bewässerungswasser genau dosiert, direkt an die Pflanze gebracht werden. Das spart nicht nur Wasser, sondern verhindert auch unnötige Feuchtigkeit auf den Pflanzen. So werden Pilzbefall auf den Paprikapflanzen vermieden und der Einsatz von Fungiziden unnötig.


Bild 2: Tröpfchenbewässerung

Das Wasser zur Bewässerung wird aus offenen Gräben entnommen. Mein kritischer Blick ob des trüben Wassers, wird mit dem Hinweis auf regelmäßige Untersuchungen des Bewässerungswassers gekontert (zurück im Verarbeitungswerk werden mir die Untersuchungsergebnisse dann auch gezeigt).

Bei einem Landwirt sehen wir die Geräte, mit denen er die Felder bearbeitet werden. Leider ist der Zustand nicht so, wie ich ihn mir für eine sachgerechte Bearbeitung wünsche. Hier gibt es sicherlich noch Verbesserungsbedarf.

An einer Sammelstelle wird die Paprika der einzelnen Landwirte für den Transport ins Werk zusammengefasst. Ich bin erleichtert zu sehen, dass dabei die Zuordnung der Paprika zu den einzelnen Landwirten nicht verloren geht. Die Rückverfolgbarkeit ist also gewährleistet.


Bild 3: Sammelstelle

Den ganzen Tag verbringen wir so auf den Feldern, unterbrochen durch eine Teepause auf dem Dorfplatz direkt neben der Moschee. Es ist gerade Gebetsstunde. Als die Gläubigen die Moschee wieder verlassen setzt sich der Iman zu uns an den Tisch. Meine Bitte, die Moschee besichtigen zu dürfen entspricht er mit sichtlichem Stolz. Natürlich müssen wir am Eingang die Schuhe ausziehen. Aber zu meiner Überraschung darf auch unsere Übersetzerin die Moschee betreten – selbst ohne Kopftuch.

Damit geht der Besuch bei unserem Lieferanten zu Ende. Bevor ich Bursa wieder verlasse möchte ich aber zum Vergleich noch einen anderen Lieferanten sehen. Davon berichte ich dann beim nächsten Mal.

4 Kommentare
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Roland [Besucher]
22.11.2005  at 21:09 Vielen Dank für die ausführliche Antwort!
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Axel Boehme (Einkauf) [FRoSTA]
21.11.2005  at 19:28 Hallo Roland, hallo Mirco,



Versorgungsengpässe bei Rohwaren sind tatsächlich eine große Herausforderungen. Gründe für solche Engpässe können, wie von Roland geschrieben, unerwartete Absatzsteigerungen oder Minderernten sein.



Unerwartete Absatzveränderungen versuchen wir durch gewissenhafte Prognosen gering zu halten. Das ist Aufgabe unseres Vertriebs, also unserer Verkäufer.



Um das Risiko von Minderenten zu verringern, verteilen wir im Vorfeld unseren Bedarf einer Rohware auf verschiedene Lieferanten in unterschiedlichen Ländern. Von diesen Lieferanten erwarten wir, auf Grund der langjährigen Beziehungen die wir mit ihnen haben, bei Minderernten bevorzugt behandelt zu werden.



Auf unseren Reisen besuchen wir oft neue Lieferanten. So wissen wir ganz gut, welche für uns in Frage kommen und unseren Ansprüchen gerecht werden. Fallen die ursprünglich vorgesehenen Lieferanten aus und sind wir dann gezwungen kurzfristig auf einen anderen auszuweichen, so muss dieser auditiert und seine Dokumentation geprüft werden (wie im 2. Teil meines Besuchsberichts beschrieben).



Trotz dieser Maßnahmen, kommt es immer mal wieder zu Engpässen. Dann können Rezepturänderungen Abhilfe schaffen. Eine knappe Rohware wird dabei teilweise durch eine andere ersetzt. Das machen die Hüter der Rezeptur, also unsere Produktmanager und –Entwickler, äußerst ungern. Auch sind einem dabei durch die Deklaration der Zutaten auf der Packung enge Grenzen gesetzt.



Wenn all das nicht hilft, kann es auch mal vorkommen, das wir nicht produzieren können. Unsere Aufgabe aber ist es, das mit allen beschriebenen Mitteln zu vermeiden.



Für das Fleisch gilt das gleiche, wie für das Gemüse. Wir kaufen nur bei Lieferanten die wir kennen. Diese Lieferanten sind verpflichtet, das verwendete Fleisch nur aus kontrollierter Aufzucht zu beziehen. Kontrolliert bedeutet beispielsweise, dass auch alle Futtermittel dokumentiert sind. In Deutschland wird das durch die sogenannten Markenfleischprogramme gewährleistet. In regelmäßigen Audits überprüfen wir die Lieferanten und kontrollieren, ob die Rückverfolgbarkeit der an uns gelieferten Fleischwaren bis zum Landwirt möglich ist.



Von allen Wareneingängen nimmt unsere Qualitätssicherungsabteilung Stichproben. Die werden nach Aussehen und Konsistenz (also wie fest oder zäh ein Produkt ist), Geruch und Geschmack beurteilt. Im eigenen Labor werden mikrobiologische Untersuchungen durchgeführt. Bei Fleischwaren wird zusätzlich der Fettgehalt bestimmt.



Im externen Labor lassen wir bei Fleischprodukten die Stichproben auf Tierarzneimittel analysieren. Bei Obst- und Gemüserohwaren lassen wir im externen Labor u.a. nach Rückständen von Pflanzenschutzmitteln fahnden.
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Mirco [Besucher]
21.11.2005  at 15:12 Sehr geehrter Herr Böhme,

nach einem neuerlichen Fleischskandal vergeht einem ja wirklich die Lust ...



Wie behandelt man das Thema Fleischqualität eigentlich bei Frosta ? UNd wie können sie sich bestmöglichst gegenüber solchen Betrügern schützen ?



Gibt es eine Möglichkeit bei TK-Fleisch die Qualität zu prüfen ?



Mit freundlichen Grüßen

M.N.
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Roland [Besucher]
18.11.2005  at 16:48 50 ha * 30-40t macht also 1500-2000 t Paprika! Beeindruckend.

Aber was passiert eigentlich, wenn mehr FRoSTA-Produkte verkauft werden, als im Vorjahr abzusehen war, oder wenn die Ernte mager ausfällt und so die Paprika knapp wird? Müssen dann die Rezepturen angepasst/"gestreckt" werden? Ist FRoSTA irgendwann einfach vergriffen? Gibt es Ersatzlieferanten, und wie wird dann dort die Einhaltung der ganzen Bestimmungen gewährleistet?
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