Keine Tricks mit funktionalen Additiven
„Ein funktionales Additiv ist ein Stoff, den man benötigt, um ein sauberes Etikett zu bekommen, ein Clean-Label, um damit E-Nummern oder andere Stoffe, die in die öffentliche Kritik geraten sind, wie das Glutamat, zu ersetzen“, erklärt Lebensmittelchemiker Udo Pollmer auf zdf.de
Man kann es auch drastischer formulieren: Funktionale Additive werden eingesetzt um Verbraucher zu täuschen. So setzt man z.B. Rosmarinextrakt, Hefeextrakt oder Tomatenserum in der Regel nicht ein, damit es nach Rosmarin, Hefe oder Tomate schmeckt sondern um den Geschmack oder die Haltbarkeit der vielleicht nicht so tollen Zutaten aufzupeppen. Außerdem sieht es auch viel hübscher in der Zutatenliste aus. Wofür funktionale Additive noch gut sein können, erklärt in einem kurzen Film mein Kollege Frank Gaida:
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In den letzten Jahren war das ja immer häufiger zu beobachten - als Ersatz für einen konkreten extrahierten "natürlichen" Stoff (Aroma, Antioxidans, Emulgator) wird quasi nur der letzte Prozessschritt weggelassen, und man verwendet einfach diejenige Vorstufe des gewünschten Stoffes, die dann eben noch als "Zutat" durchgeht...
Das schon genannte Beispiel mit dem Zitronensaft verwende ich auch immer gern in dem Zusammenhang - wenn der Verbraucher seinen Apfel mit Zitrone beträufelt damit er nicht braun wird ist das schlau, aber sobald auf dem Jogurtbecher "Antioxidationsmittel Ascorbinsäure" etc. draufsteht, ist das natürlich gleich pfui...
Der Verbraucher möchte sich da wohl einfach seinen eigenen Illusionen hingeben (denen der 'bewussten' Ernährung sowie der scheinbaren Macht und Möglichkeit der Auflehnung gegenüber Verbrauchertäuschungen), und kauft eben bereitwillig die Produkte derjenigen Hersteller, die ihm dies ermöglichen.
(Und wehe da behauptet dann plötzlich jemand, es sei ja chemisch am Ende das gleiche... dann wird brav ein riesiger Shitstorm losgetreten und dieser Hersteller halt erstmal boykottiert)
Bezogen auf eure Produkte bliebe nun aber trotzdem noch das leidige Thema "Traubenzucker & Hähnchenfleisch", was hier ja schon mehrmals angesprochen wurde (womöglich wäre Zuckercouleur eine chemisch etwa gleichwertige Möglichkeit, aber wenn ihr das deklariert ist das ja gleich wieder "iih, Farbstoff!")
Wie ist denn der Zwischenstand zu dem Thema, würde es am Geschmack überhaupt spürbar etwas verändern, wenn die Filets nicht mehr mit Dextrose mariniert würden? Falls nicht, wäre es ja streng genommen genauso als "funktionales Additiv" im Sinne dieses Beitrags zu verstehen. Antworten
Und selbst wenn, ist "kommt in der Natur vor" doch kein Gütesiegel für irgendetwas. Die "natürliche Komposition" von Fliegenpilzen oder Herbstzeitlosen sollte man schließlich auch nicht in der Küche verwenden.
Bleibt die Frage der Konzentration. Fleisch kommt auch ohne Pökelsalz vom Tier und ist trotzdem seit Jahrhunderten anerkanntes Mittel zum Haltbar-machen von Fleisch. Wann ist Pökeln böse? Wenn ich das mache? Der Metzger? Frosta?
Oder nehmen wir doch einmal den "Schwedenbitter" - ein hochkonzentrierter, chemisch erzeugter (durch Alkohol gelöst!) Auszug verschiedenster Kräuter mit unerforschten Wechselwirkungen, der in der Natur so nicht vorkommt! Drama! Antworten